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"Was war die größte
Herausforderung
Deines bisherigen Lebens?"

Um diese Frage ging es ganz spontan in meinem letzten Newsletter. Für fast die Hälfte aller Abiturienten ist dies die Entscheidung, was sie – mit dem Abiturzeugis in der Hand – nun machen sollen. Sie haben fast unendlich viele Möglichkeiten. Und genau deshalb ist die Wahl so schwer.

Da hilft es auch nicht, zu wissen, dass es nach dieser Entscheidung noch viele weitere Herausforderungen geben wird: die ersten Prüfungen an der Uni, der Studienabschluss, ein Vorstellungsgespräch, persönliche Verluste, Liebeskummer …

Die Liste der kleinen und größeren Herausforderungen, die einer meiner Freunde seit seinem Abitur gemeistert hat, ist – wie wohl bei uns allen – lang. Vor Kurzem startete er dann mit der Examensurkunde in der Tasche ins wahre (Berufs)leben. Endlich angekommen im Traumjob … warteten Aktenberge und schon die nächsten Herausforderungen auf ihn. Seine Vorgängerin hatte versehentlich schon einmal ein paar Termine gemacht. Also nichts mit Einarbeitungszeit, Büro einrichten, erst mal Ankommen, sondern voller Sprung ins wirklich eiskalte Wasser.

Ob er es schaffen wird? Ob er gut genug vorbereitet ist? Was, wenn er sich in der völlig neuen Materie noch nicht gut genug auskennt? Was, wenn er falsch entscheidet? Wie soll er das Theoriewissen nun in der Praxis umsetzen? Vermutlich hätte er besser geschlafen statt sich mitten in der Nacht diese Gedanken zu machen.

Ich kenne das. Vor meiner Philosophieprüfung im zweiten Semester rief ich nach einer schlaflosen Nacht panisch meine Mutter an. Sie war sich sicher, dass man auch ohne Schlaf viel schaffen kann. Vielleicht wollte sie mich nur ermutigen oder trösten, aber diese Weisheit rettete mich seither nach so mancher Nacht voller Grübeleien durch große Herausforderungen.

„Anstrengend und überfordernd“

war an den ersten Abenden das Standardresümee des Freundes.

„Wie schnell kann doch eine Herausforderung zu einer Überforderung werden. Was können wir dagegen tun?“ überlege ich.

Vielleicht hilft es, zu fragen, welche ähnlichen Situationen es im eigenen Leben schon einmal gab. Wann trug mein Leben zuletzt das Label „anstrengend und überfordernd“? Und was hat mir damals geholfen, die Situation zu meistern?

Oft ist es gut, diese Eigenschaften, Erfahrungen und Hilfestellungen aufzuschreiben … und vielleicht sogar in eine leere Flasche zu stecken. Denn man könnte sagen: Sie sind der Zaubertrank, der auch jetzt in dieser aktuellen herausfordernden Situation helfen kann. Sie sind Ressourcen, die tief in uns drin schlummern und zum richtigen Zeitpunkt angezapft werden wollen. Sie geben uns Ideen, was in der aktuellen Situation helfen kann. Wenn ich die Erfahrung gemacht habe, dass es mir hilft, bestmöglich vorbereitet zu sein, sollte ich die vorhandene Zeit – und sei sie noch so wenig – möglichst effektiv nutzen …und vielleicht zuerst überlegen, was ich am allerwichtigsten parat haben muss.

Das tat übrigens auch der Freund. Und er suchte sich außerdem Hilfe bei den neuen Kollegen. Sie ermutigten ihn nicht nur, sondern gaben ihm zugleich klare Ratschläge, wie er im äußersten Notfall die Reißleine ziehen könnte, um weiterhin Herr der Lage zu bleiben.

Er war es auch ohne die Reißleine zu ziehen, weil er seine Ressourcen nutzte.

Jetzt ist die Liste seiner gemeisterten Herausforderungen um einen Punkt länger.

Herzlichen Glückwunsch!

Katharina Ritter-Schardt

katharina@orientierungssinn-coaching.de

06232-3128266